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Passages

egoFM Trailer: Filmtipp

08.09.2023

Eine verworrene Dreiecksbeziehung, in der die Abgründe der menschlichen Psyche erörtert werden.

Wer steckt hinter Passages?

Seit seinem Langfilmdebüt vor gut 25 Jahren zählt der unvergleichliche Ira Sachs zu den kreativsten Köpfen des Arthousekinos. Zwar gibt es wiederkehrende Elemente in allen Filmen des Amerikaners, die jedoch nicht immer zueinander finden; so enttäuschte der insbesondere von Isabelle Huppert brillant gespielte Frankie zuletzt erzählerisch. Nun startet mit Passages sein neues Werk, der wie alle von Sachs' Filmen mit einem fantastischen Cast zu punkten weiß: In den männlichen Hauptrollen spielen Franz Rogowski, der in dem deutschen One-Take-Wonder Victorialand zu sehen war, und Bond-Erfinder Q Ben Wishaw, während Adèle Exarchopoulos, die in Blau ist eine Warme Farbe überzeugte, die Rolle der Agathe einnimmt.

Worum geht es in Passages?

Wirklich rund läuft es in der Beziehung zwischen dem deutschen Filmemacher Tomas und dem Grafikdesigner Martin nicht. Die beiden leben in Paris, wo Tomas an seinem neuesten Film arbeitet. Auf der Party zum Abschluss der Dreharbeiten bleibt es zwischen ihnen kühl und distanziert, woraufhin Tomas mit Agathe zu tanzen beginnt. Am Frühstückstisch am darauffolgenden Morgen gesteht er seinem Ehemann wie beiläufig, dass er mit einer Frau geschlafen hat. Schnell scheint Tomas seiner Affäre mit Haut und Haaren zu verfallen, träumt bereits von einer gemeinsamen Zukunft – dann wird Agathe jedoch schwanger und plötzlich rückt Martin, der ebenfalls eine Affäre begonnen hat, wieder ins Zentrum von Tomas' Aufmerksamkeit…

Der Trailer für Passages

So ist Passages

Mit einem unvergleichlichen Gespür fürs Zwischenmenschliche erforscht Ira Sachs in Passages die Abgründe der menschlichen Psyche: Eifersucht, Untreue, Unsicherheit, Kränkung und Liebeskummer. Während der anfangs eindeutigen, im weiteren Verlauf der 92 Minuten immer verworrener werdenden Dreiecksgeschichte, verlässt Sachs sich auf die emotionale Wucht simpler Szenen, in denen die Vulnerabilität seiner Charaktere auf die Zuschauenden überspringt. Das Vorsingen eines französischen Chansons im Bett etwa, einsame Radtouren durch Paris, zufällige Begegnungen im Restaurant. Besonders herzzerreißend der Moment, in dem Agathe Tomas und Martin während eines gemeinsamen Ausflugs beim Sex belauscht.

Passages verlässt sich in seinen spärlichen Dialogen und schlichten, nichtsdestotrotz hochästhetischen Bildern auf die herausragenden Leistungen des Schauspieltrios in den Hauptrollen. Franz Rogowski verleiht seinem Tomas eine manipulative Durchtriebenheit, die in einer tiefen Unsicherheit verwurzelt scheint. Adèle Exarchopoulos und Ben Wishaw verkörpern einfühlsam die emotionalen Verletzungen ihrer Charaktere, ohne dabei in stumpfe Resignation zu verfallen.

Ganz offensichtlich ist Passages weder Wohlfühl- noch Popcornkino, besitzt kaum Ähnlichkeiten zu den Filmen von Sachs‘ amerikanischen Landsleuten, sondern atmet vielmehr den Geist des europäischen Indie-Kinos. Und ist einer der klügsten und gelungensten Filmen über scheiternde Liebe seit langer Zeit

Deswegen gibt's für Passages 8 von 10 Dreiecksbeziehungen.